Zunächst
lief es völlig unspektakulär und geräuschlos ab, obwohl es der Alptraum eines
jeden Seemanns ist: Der stolze Dreimastklipper, das schwimmende Hotel der
Klasse 8c der IGS Obernkirchen, war ein klein wenig im Fahrwasser vom Kurs
abgekommen und auf eine Sandbank vor der niederländischen Nordseeinsel
Terschelling aufgelaufen! Und dann hatte wohl noch irgendein Spitzbube den
Stöpsel aus der Nordsee gezogen, denn eine Stunde später war das Wasser
abgelaufen und das Schiff lag fast komplett trocken.
Beruhigend
zu wissen: Auch am vierten Tag nach der Einschiffung in Harlingen waren trotz
zweier selbstgekochter warmer Mahlzeiten pro Tag noch ausreichend Vorräte an
Bord, um eine längere Phase des Schiffbruchs komfortabel überstehen zu können.
Zur Not hätte man auf der immer größer werdenden Sandbank vielleicht noch auf
Seerobbenjagt gehen können, denn davon wurden viele gesichtet. Zunächst stand
aber der Badespaß neben dem Schiff und die Suche nach maritimen Leben in den
kleinen Pfützen und Prielen im Vordergrund.
Wohl
denen, die im Geselleunterricht gut aufgepasst hatten und nicht an den
Weltstöpsel von Käpt’n Blaubeer glaubten, sondern sich erinnerten, dass nach
dem Niedrigwasser die Flut einsetzt, um ein Plattbodenschiff nach ein paar
Stunden Trockenfallen wieder mit dem nötigen Wasser unter dem Kiel zu
versorgen. Die ganze Aktion war natürlich vom Skipper geplant aber ganz so
leicht hatte es der Schiffsdiesel zum Schluss doch nicht, um das 40m lange
Segelschiff wieder in tiefes Wassser zu bewegen.
Im
Laufe der Klassenfahrtswoche wurden die Häfen von drei Nordseeinseln zur
Übernachtung angelaufen. Die letzte Nacht verbrachten die 19 Schülerinnen und
Schüler zusammen mit ihren 3 Klassenlehrkräften vor Anker, wo bis nach
Mitternacht der Vollmond in kuscheligen Schlafsäcken an Deck bewundert werden
konnte. Ein Erlebnis, das die meisten Teilnehmenden wohl nicht häufig in ihrem
Leben wiederholen werden. Vielleicht werden sie aber die Klassenfahrt auch in
Erinnerung behalten als die einzigen 5 Tage ihres Lebens ohne Handys, denn
diese mussten zu Hause bleiben!
Das
Wetter bot den schaumburger Landratten ein abwechslungsreiches Programm. Es war
bis auf eine Ausnahme sonnig, warm und bot einigermaßen guten Segelwind. Sehr
zu Freude des Klassenlehrers Pook herrschte am Mittwoch Starkwind 6-7, in Böen
8, der das Schiff mit nur 2 von 8 gesetzten Segeln mit rauschenden 10 Knoten
Fahrt durch das Wattenmeer blies. Die meisten Schiffe blieben an dem Tag im
Hafen, während der Skipper der „Linde“ den Wind und sein Schiff
sichtlich genoss.
Die
beiden Segel mussten zuvor von der geballten Muskelkraft der angelernten
Hilfsmatrosen in strömendem Regen gesetzt werden. Auch unter Deck stand der
Teamworkgedanke im Vordergrund. Bei nur ganz zarten Schiffsbewegungen bestückte
die 4er Kombüsencrew zusammen mit den Klassenlehrerinnen Ebel und Roß 12
Pizzableche, die im gemütlichen Aufenthaltsraum verzehrt wurde. Nein, Neptun
hat nichts von den Pizzen abbekommen, denn als Opfergabe waren sie viel zu
lecker und zu schade.
Die
Woche verging wie im Fluge und es bewahrheitete sich zum wiederholten Male die
Erkenntnis an der durchaus maritim verbundenen IGS in der
Admiral-Scheer-Straße, dass ein Segeltörn durch den begrenzten Raum eines
Schiffes für das Erleben und Zusammenwachsen einer Klassengemeinschaft sehr gut
geeignet ist und darüberhinaus eine gute Gelegenheit bietet, erkenntnisreiche
Einblicke in das breit gefächerte Sozialverhalten von Menschen zu gewinnen.
J.
Pook